Im Original nachzulesen auf www.nocturnalhall.com

 

Manchmal kommt mir das derzeitige Geschehen auf dem Musikmarkt vor wie ein Setzbaukasten: da gibt es jede Menge verschiedener Stilrichtungen, von denen man bis vor wenigen Jahren nur die direkt aneinander anliegenden miteinander kombinieren konnte (durfte?). Das hat sich inzwischen ja nun gründlich geändert, so dass inzwischen die gesamte Palette der Möglichkeiten zur Verfügung steht. Warum sollte man da also nicht auch Death Metal mit mittelalterlichen Klängen vermischen?

So jedenfalls machen es die Süddeutschen TORTURE (denen ich übrigens dringend eine Namensänderung empfehlen würde…) auf ihrer neusten Eigenproduktion Eisenknecht . Wobei man sich das nicht so vorstellen muss, dass neben zünftigen Blastbeats, metertief gestimmten Gitarren und derben Growls nun liebliche Lauten-, Flöten und Schalmeien-Klänge zu finden sind. Genau genommen sind hier sogar nur das Intro und Outro (eine als Variation des bekannten Palästinaliedes) wirklich mittelalterlich angehaucht, ansonsten findet sich größtenteils etwas traditionell behafteter Death Metal, der neben mittelschnellen Passagen vor allem durch immer wieder eingestreute Tempo-Verschleppungen und in der Tat recht ungewöhnlichen Melodie-Bögen überraschen kann.

Neben der Musik und dem Komponieren abwechslungsreicher Songs haben die vier Herren anscheinend aber auch Wert auf das Verfassen sinnvoller deutscher Texte gelegt, was man auch nicht alle Tage hört. Insgesamt lässt sich dieses gesamte Unterfangen denn auch als gelungen bezeichnen: Tracks wie Leviathan , Am Galgen , Krieg oder Pestilencia wirken recht durchdacht, haben teilweise sogar Ohrwurmpotential und sind für heutige Verhältnisse ziemlich originell, selbst wenn ich mich persönlich schon bisschen an Golem von Protector erinnert fühle. TORTURE wirken allerdings nicht so chaotisch, und es wird zum Glück auch nicht so planlos rumgeknüppelt.

Die Produktion ist für eine in Eigenregie erstellte CD ebenfalls höchst erfreulich ausgefallen und verfügt über ausreichend Transparenz und Druck. Neben den 10 regulären Tracks finden sich insgesamt noch vier weitere Stücke (u.a. eine weitere Version von Am Galgen ), die qualitativ durchaus mithalten können. Insofern handelt es sich bei Eisenknecht um absolut gelungene Veröffentlichung, für die 8 Punkte völlig in Ordnung gehen.