Im Original nachzulesen auf www.powermetal.de
PRADISE LOST, ick hör dir trapsen!
Die Würzburger TORTURE schicken sich an, die leiblichen Erben der englischen Metalinstution zu werden. Zumindest wenn man deren Frühwerke als Maßstab nimmt. Denn TORTUREs Erstling ist gegrowlter, in mittigstem Midtempo gehaltener Death Metal mit melodischer Harmonieführung. Die Eigenproduktion klingt transparent und wurde innerhalb von nur drei Tagen verdammt schnell und kompetent eingespielt. Demnach steht einer Kaufempfehlung nichts im Wege oder?
Mal sehen!
Der Opener 'Where Is God' zieht mit seinem straighten und eingängigen Riffing. Im gediegenen Midtempo steigt TORTURE melodisch rockend in den Output ein und hält einige musikalische Überraschungsmomente parat. Der Kontrast von cleaner zu gegrowlter Stimme passt sehr gut und verleiht der Nummer einen exotischen Flair. Das folgende 'Our New Lord' geht noch ein wenig eingängiger zur Sache, wobei der Refrain nicht sonderlich innovativ ist und im Gesamtkontext etwas deplatziert wirkt.
'Soul Of Ice' stampft straight auf die Nuss und ist mit ein paar Breaks durchzogen, die die Nummer angenehm auflockern. Der Refrain sitzt diesmal gut und kann mit einer sehr melodischen Hookline punkten.
Das folgende 'White Desert Of Death' ist zwar melodisch, aber uninteressant insziniert. Irgendwie plätschert der Song vor allem in den Strophen vor sich hin, was ihm komplett die Spannung raubt.
'Armageddon' pumpt mit Thrash-Anleihen durch die Stereokanäle. Mit einem Mitgrölrefrain bestückt, zieht die Nummer vermutlich vor allem live.
Das in Deutsch intonierte 'Azrael' verbindet punkige mit todesmetallischen Klängen zu einem Mischmasch, der auch manchmal etwas nach uralten BÖHSE ONKELZ tönt. Ob das dem Todesengel gefallen wird?
'Suicide' kracht straight und ohne große Überraschungen durch die Balken, während das anschließende 'Prelude Of Death' etwas filigraner zu Werke schreitet und einige Breaks am Start hat.
Das abschließende 'The North' gerät zu hymnischem Death Metal, der mit Sicherheit live sehr gut rüberkommt.
Genau hier liegt das Problem. Ich glaube irgendwie nicht so recht daran, dass die livehaftige Songatmosphäre im Studio richtig eingefangen wurde. Vieles klingt zu behäbig und langatmig, obwohl die Fundamente für eine gute Veröffentlichung jederzeit erkennbar sind. Melodien, Harmonien, Hooklines, coole Gesänge und unspektakuläre, aber saubere Rhythmusarbeit. Alles da, aber irgendwie alles nicht so richtig. Also meine Lieben: Arbeiten, arbeiten, arbeiten!
Alle, die mal ordentlich im deutschen Untergrund wühlen wollen, können sich für 8 Euro unter http://www.torture-online.de bereichern.
Anspieltipps: Where Is God, Soul Of Ice, The North
Alex Straka [25.03.2004]
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